Neuigkeiten
unzeitgemäße Anfrage
31.07.2016, 10:48 Uhr
Ich habe eine Freundin, die mich immer wieder das Eine fragt, wenn wir uns sehen, wenn wir miteinander telefonieren:
"Und, Katrin, was ist mit deinen Ellbogen? Hast du sie immer noch nicht gegen einen anderen Menschen eingesetzt?"
Lange verstand ich nicht, wieso sie das wissen will, warum sie mir das so betont. Es passt nicht in die Zeit, in der ich lebe, oder etwa doch?
Ich verstehe es jetzt. Gestern kam ich in eine Situation, da war in mir auf einmal dieser Gedanke. Ich will den Kapitalismus zur Strecke bringen, dachte ich - und war erschrocken. Nur ein Gedanke, keine Tat. Aber ich halte es manchmal wirklich kaum noch aus, dieses ungebremste Profitmachenwollen; dieses Schneller-Höher-Weiter, wo doch eigentlich jeder wissen müßte, dass uns das nicht menschlicher gemacht hat. Dass es nicht gesund ist. Dass es zu nichts Gutem führt.
Sanft reibe ich meine Ellbogen und seufze. Nein, meine Freundin. Ich habe sie bis heute gegen keinen anderen Menschen eingesetzt und habe auch niemandem ein nicht wieder gut zu machendes Leid zugefügt, nicht einmal dem Kapitalismus. Guck mal, wo mich das hin gebracht hat. Zu mir jedenfalls, zu mir selber. Und zu lauter schönen Sachen im Leben, die ich mir für alles Geld der Welt niemals hätte kaufen können.
Alexis Sorbas, mein Freund
20.07.2016, 10:08 Uhr
Fussball ist längst Geschichte und wird überlagert von Schreckensnachrichten, mit denen ich - wie alle - irgendwie umgehen muss.
Heute Nacht habe ich den "Alexis Sorbas" zu Ende gelesen und viel Trost darin gefunden. Es ist vor allem jene Figur des Lebenskünstlers auf Kreta, die mich daran erinnert, was einen wahren Menschen ausmacht: Herz und ein erdverbundener, im Leben gewachsener Verstand. Eine Weisheit, die sich auf eigene Erfahrung gründet; ein Mensch, der dazu lernt - beziehungsweise Überflüssiges wieder verlernt, hinter sich lässt, um sich davon zu befreien -, immer und immer weiter. Jemand, der ein aufrichtiges Gefühl dafür hat, worauf es ankommt (und worauf nicht). Eine große Seele.
Dieses Buch ist erschienen, da war ich noch gar nicht auf der Welt. Und jetzt empfinde ich eine Nähe zu Alexis, zu Nikos Kazantzakis, dem berühmten Kollegen, dass ich meine, sie beide persönlich zu kennen, als meine engen Freunde. Ich brenne in tiefer Liebe zu ihnen - und zu jener großen Seele, die mit mir mein Alltagsleben teilt.
Halten wir Ausschau nach solchen wahren Menschen. Sie können in manchen Zeiten lebensrettend sein.
Fussball is over
11.07.2016, 13:17 Uhr
Kein Fussball mehr, jedenfalls nicht in dieser Fernsehübertragungsdichte der letzten vier Wochen. Wer möchte, kann nun wieder zu sich selbst zurückkehren, zu den eigenen Empfindungen im Inneren, die vielleicht genau so heftige Wellen schlagen wie die der Spieler im Außen, die wir betrachten durften. Kann ja gut sein.
Ich habe einen herrlichen Beruf für so einen Fall; wenn auf der Bühne des Lebens etwas endet, und wenn ich mich wieder auf mich besinne. Als würde ich das nicht sowieso tun, Tag für Tag und auch in fussballreichen Zeiten.
Jedenfalls, danke dafür, dass ich das leben darf; und danke an euch, die ihr euch für meine Arbeit interessiert.




















