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Achtung, Psychologiestudent/innen und -interessierte!!!
11.07.2017, 16:19 Uhr
Wie ich gerade an meinen aktuellen Verkaufszahlen sehe, erlebt mein Buch "Mit einem Bein auf der Couch. Therapeutengeschichten" eine Art Renaissance. Viele von euch haben es gekauft, ich danke auch herzlich. Das Werk ist ja schon aus dem Jahr 2007, aber sicherlich (denke ich) und offenbar (eure Einkäufe) immer noch so spannend und aktuell wie "damals". In dieser Sammlung wahrer, anonymisierter Geschichten hatte ich ja Psychotherapeuten, Psychologen, Analytikerinnen auf meine Couch gebeten, und sie haben mir recht offen von sich erzählt; davon, wie es ihnen eigentlich geht in ihrem Beruf, beim tagtäglichen geduldigen Zuhören und Anderen Helfen; wieso sie überhaupt ursprünglich gerade zu diesem Broterwerb (oder ist es sogar mehr? Eine Berufung gar?) gekommen sind.
Ich hatte tolle Lesungen mit diesem Buch, und ich freue mich sehr darüber, dass es seine Leser findet. Sollte irgend eine Universität eine größere Bestellung aufgeben wollen, ich habe tatsächlich auch noch Exemplare bei mir auf Lager, und über einen fairen Rabatt könnten wir reden. Die Regalbretter füllen sich ja auch längst mit Nachfolgewerken.
PS: Auf Seite 239 hat sich übrigens ein kleiner, aber für die Information wesentlicher Fehler eingeschlichen: Im zweiten Absatz von oben fehlt die Prozentzahl der Scheidungskinder mit Schuldgefühlen in den Siebzigerjahren: Das waren 80%. (Heute fühlt sich nur noch eines von zehn Kindern diffus schuldig wegen solcher Dinge, ein Erfolg der Therapie.) Normalerweise korrigiere ich das beim Signieren per Hand, aber das kann ich ja nun nicht, wenn ihr ohne mich und mein Zutun Bücher von mir selber kauft. Tja.
Also, weiter so. Für euch, für Sie, für mich. Ja, was denn auch sonst!
aus meinem Tagebuch
25.06.2017, 10:28 Uhr
Es ist ja kein Naturgesetz oder kein Gottesurteil, dass die Wohnungsmieten stetig steigen und alles immer teurer werden muß. Diese Dinge werden allein von Menschen gemacht.
Ich sage das nicht, weil ich mich politisch profilieren will - für mich ist ein Künstler etwas anderes als ein Politiker. Ich erwähne es nur, weil Menschen mich ansprechen, ganz einfache Menschen, die vier Kinder groß gezogen haben, ein unspektakulär fleißiges Arbeitsleben absolvieren; die als Krankenschwester vielleicht gerade mit dem Gedanken gespielt hatten, ihren Knochenjob ein wenig zu reduzieren, um selber halbwegs gesund zu bleiben - und dann trifft sie dieser Brief mit der neuen, erhöhten Summe, die sie für ihr bescheidenes Zuhause zu berappen haben.
Solche Leute treffe ich bei meinen täglichen Spaziergängen, und sie fragen mich, ob ich das eigentlich alles noch normal finden. Ob ich Initiativen kenne, denen man sich anschließen könne; Menschen, die aktiv gegensteuern, ohne viel Getöse; die aufrichtig etwas ändern wollen. Ich kann da leider auch nicht helfen. Ich höre zu und zucke mit den Schultern. Nein, es ist kein Naturgesetz. Und es steht, soweit ich weiß, auch in keiner heiligen Schrift, dass diese Schrauben immer höher gedreht werden müssen. Ich sage diesen Menschen nicht, wie hoch ich meine Lesungshonorare ansetzen müsste, mittlerweile, um halbwegs auf ein Monatseinkommen zu krabbeln. Bei Ansagen über die deutsche Armutsgrenze für einen Erwachsenen im Fernsehen höre ich weg. Viele Kreative werden mir da zustimmen. Und Selbstmitleid erlaube ich mir nicht. Wo käme ich denn da auch hin!
Es muß weitergehen. Vielleicht, dass es mich tröstet, dass ich schon ein Weilchen auf der Erde lebe und eine fest geglaubte Ordnung auch schon habe untergehen sehen über Nacht. Dass man so etwas überstehen kann, das hat mich stark gemacht für den Rest meines Daseins, glaube ich. Ob es den Jüngeren nützt, wenn ich so etwas sage? Eher nicht, vermute ich.
Ich bleibe trotzdem hier. Erwarte meine nächste Aufgabe. Zum Nutzen aller, hoffentlich.
zurück von meiner Insel
20.06.2017, 10:37 Uhr
"Ach, die Menschen!" So warmherzig, so liebevoll, so zugewandt. Sie lächeln, sind freundlich; sie mögen alle Kinder, egal welcher Hautfarbe; obwohl sie weit weniger Wohlstand leben als zum Beispiel wir im Westen. So reden viele nach einem Urlaub in einem südlichen Sonnenland. So rede auch ich. Ach, diese Menschen! Und würde gern etwas davon hinüber retten in meine große Stadt, in der schon die erste Fahrt mit Bus und Bahn wie ein Schock auf mich wirkte. Ihr wisst, was ich meine, wenn ihr euch schon einmal mit vier Koffern, Rucksäcken und Handtasche von Tegel nach Treptow habt durchschlagen müssen, bei Pendelverkehr an einem heißen Tag nach zwei verschiedenen Flügen. Uff! Und da ist der eher rauhe Berliner Charme noch nicht einmal das Schlimmste.
Ich lebe gern da, wo ich lebe, und wo ich jeden Morgen in meiner geliebten Schreibwerkstatt aufwache, mit dem ersten Kaffee gleich an den Sekretär, auf dessen heller, tintenbekleckerter Holzplatte mein Tagebuch schon auf mich wartet. Bis vor ein paar Tagen lag es noch auf einem hellblau angestrichenen Terrassentisch unter Palmen mit Blick aufs Meer. Ach! Zum vierten Mal auf Kreta, habe ich wieder getreulich alles mitgeschrieben. Ich glaube aber eigentlich nicht, dass es noch ein weiteres öffentliches griechisches Reisebuch von mir geben wird. Man soll ein wenig der Privatheit auch für sich behalten. Und in den käuflichen Werken, die schon da sind, aus den Jahren 2014, 2015, 2016, scheint mir das Wesentliche gesagt. Aller guten Dinge sind drei. Und ich würde gern etwas Neues wagen, das Genre wechseln, vielleicht sogar den Ausdruck. Wie bereits erwähnt. Ich weiß es noch nicht. Als Künstlerin muss ich geduldig warten, bis sich der nächste Schritt von selber zeigt. Die Inspiration erscheint nur, wenn ich zum offenen Kanal werde. Sie ist eine kapriziöse Dame, die sich nicht erzwingen läßt.
Ihr habt vielleicht euren Urlaub noch vor euch, ich nun meinen Berliner Künstlersommer. Ich finde es jedenfalls schön, wie sich die Menschen überall durchmischen; es ist ohnehin nicht mehr aufzuhalten, schon lange nicht mehr, soweit ich es beobachte. Möge jeder für sich daraus machen, was er eben kann. Und für ganz schwierige Zeiten habe ich einen Satz gesehen, den ich mir nun - wie das Olivenöl - mit nach Hause nahm: "Don´t quit before the miracle happens." Gib nicht auf, bevor das Wunder geschieht.
Na, dann! Eure Katrin aus der Schreibwerkstatt.