Neuigkeiten
Alles verändert sich schnell ...
30.10.2025, 11:21 Uhr
Das neue Riesenrad steht wieder im Plänterwald, Berlin-Treptow; wir gehen fast jeden Tag nachschauen, wie weit die Bauarbeiten daran schon sind. Es wurde wie ein Kuchen zusammengefügt; die "Tortenstücke", die man sonst in der essbaren Variante zerteilt, wurden Strebe für Strebe montiert. Sie sind die alten. In der Werkstatt haben sie sich als noch brauchbar erwiesen. Man hat sie nur frisch lackiert, in verschiedenen Grüntönen mit einzelnen roten Einsprengseln, so fügen sie sich gut in die Farben der sie umgebenden üppigen Natur ein, zu jeder Jahreszeit. Ich freue mich sehr, dass es dieses Wahrzeichen jetzt wieder gibt, sichtbar schon aus der Ferne, wenn man irgend eine Bahn in unsere südöstliche Berliner Richtung besteigt. Nun warten wir noch auf die Gondeln. Sie werden in Holland gefertigt und sind - wie man hört - barrierefrei. Auch mit einem Rollstuhl kann man also künftig fast fünfzig Meter über der Park-Szenerie, dem künstlichen Teich, schweben, wenn man das denn möchte.
Von meinem Verlag Books on Demand bekam ich am Morgen die Nachricht, dass zwei meiner Bücher heute ihren 10. Geburtstag feiern (so wie meine Enkelin bald auch). "Mein dunkelgrünes Tagebuch trägt immer noch die Kratzspuren vom Olivenholzschreibtisch in Rodakino" und: "Stepping stones. You need a stick to cross the river". Zwei meiner Kreta-Werke. Wie lang das her ist! Und immer noch brauchbar, obwohl nicht frisch lackiert. Um beim Riesenrad-Bild zu bleiben. Es ist für mich ein Wunder, dass ihr immer noch alle meine Bücher bestellt, ganz ohne Werbung, ganz ohne Nobelpreis. Danke dafür. In meinem heutigen Tagebucheintrag dreht sich alles um die Kunst des Übergangs; immer wieder neu in eine weitere Lebensphase. Wenn man lange bleibt, ist das unvermeidlich. Ich bin einverstanden.
nur mal melden
11.07.2025, 13:54 Uhr
Es gibt mich noch. Und ich schreibe jeden Tag, veröffentliche jedoch nichts im Moment. Die käuflichen meiner Bücher finde ich nach wie vor aktuell oder wenigstens historisch interessant. Der ehemalige Kulturpark Plänterwald in meinem Berlin zum Beispiel verändert derzeit rasant sein Gesicht. Das versprochene Riesenrad steht noch nicht wieder, aber eine breite Freitreppe führt schon hoch in die Luft; dorthin, wo man eines Tages in die neuen Gondeln einsteigen können sollte. Mein Text "Magischer Spaziergang" aus "Stadtstreicherin 1" ist zu einer Gruselgeschichte aus vergangener Zeit geworden. Damals winkten mir noch skurrile Wesen zu aus den verstaubten DDR-Konstruktionen, zum scheinbar ewigen Ausharren verdammt; bis die Bagger kamen, sie empfindlich aufscheuchten und alles doch noch zerlegten.
Das einzig Sichere im Leben ist die Veränderung. Ja, ja. Bei mir wird noch von Hand geschrieben (keine Künstliche Intelligenz), vielleicht wird das ja eines Tages wieder wichtig. Für mich ist es das jetzt schon. Und so mache ich weiter, grüße recht herzlich und ziehe mich wieder zurück. Sollte die Inspiration zum Heraustreten mit einem Werk anklopfen, werde ich ihr aufmachen. Es ist aber auch so ein gutes Leben, und ich bin dankbar dafür.
Braucht überhaupt noch irgendwer jemanden, der ihm die Zeiten beschreibt; geschweige denn, erklärt, wo es lang geht?
So viele Worte umschwirren mich, allüberall ...
Ein neues Jahr und eine alte Sinfonie
02.01.2024, 16:20 Uhr
Es gab tatsächlich noch zwei zusammenhängende Karten auf dem Rang des Berliner Konzerthauses am Gendarmenmarkt. Silvester. Beethovens Neunte. Da waren wir lange nicht gewesen, er und ich. Da wollten wir hin. Und es klappte. Erwartungsvoll, feierlich saßen wir an der Balustrade. Schräg gegenüber nahm eine Familie Platz, Mutter, Vater, zwei Kinder, dachte ich zuerst; aber dann - bei näherem Hinsehen - erkannte ich: Es war ein Mädchen, vielleicht neun Jahre alt, und auf dem Schoß ihre täuschend lebensechte Puppe vom Weihnachtsmann, wie eine kleine Schwester. Und so behandelte sie sie auch; sie kämmte ihr die braunen Haare, steckte sorgfältig eine Spange in deren Pony; platzierte die Kleine so, dass sie auch gut sehen konnte hinunter auf die Orchesterbühne. Wie musste das wohl sein für sie, dachte ich. Bestimmt ihr erstes großes klassisches Musikerlebnis. Wobei - das weiß man nicht. Ich habe auch schon Fünfjährige in solchen heiligen Hallen gesehen, mit ihren Omas oder Geigenlehrern.
Die so berühmte Sinfonie begann mit einer Friedensbotschaft. Ein Mann trat auf die Bühne, um die kurzfristig krank gewordene Sopranistin zu entschuldigen - zum Glück lebe man in Berlin und habe ebenso rasch edelsten Ersatz gefunden -; und dann ließ er es sich nicht nehmen, das Bevorstehende in unsere Zeit einzuordnen. "Alle Menschen werden Brüder". Aktuell wie lange nicht. Das Mädchen hielt wie ich den Atem an. Streichelte zärtlich seine Puppe.
Wir tauchten ein in die Musik; ein Meer aus Emotionen und Energie. Irgendwann schielte ich zu der so viel Jüngeren hinüber. Sie schaute nicht mehr hinunter zu den Streichern, Bläsern, Trommlern; der zarten jugendlich anmutenden Dirigentin; sie schaute ins Publikum, zu mir, musterte aufmerksam die Menschen rings um sich her. Sah sie das gewisse Glitzern in meinen Augen? Keine Ahnung. Ich werde nie erfahren, was in ihr vorging; und es geht mich auch nichts an. Ich vermute eine Langzeitwirkung; vielleicht wünsche ich sie mir auch nur. Unaufdringlich. Jedes Beispiel zählt; jedes einzelne friedvolle Gebaren und Gesicht. Das wäre doch schön.
Na ja. Mehr ist nicht passiert. Aber auch nicht weniger.
Ein gutes neues Jahr 2024 wünsche ich nach allen Seiten. "Wo dein sanfter Flügel weilt". Genau.




















